Wie entstand das Hörspiel über die Qualität der Zeit?
Das Hörspiel Zeit entstand 2003 im Rahmen der Vorbereitung auf ein Seminar über Zeit, die Qualität der Zeit und und den Umgang mit Zeit.
Qualität der Zeit
Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak
Alle wollen mehr Zeit haben, alle wollen ihre Zeit verändern
Alle sind unzufrieden mit ihrer Zeit
Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak
Kaum ist die Zeit gekommen, ist Sie auch schon wieder vorbei
Deine Zeit ist um. Deine Zeit ist um. Jetzt haben wir schon wieder die ganze Zeit vertan. Du musst schon mehr Zeit mitbringen, wenn Du zu mir kommst. Deine Zeit reicht ja nie aus. So geht das nicht. Du musst Dir schon überlegen, wie Du mehr Zeit locker machen kannst für unsere Treffen. Ich kann Dir nicht mehr Zeit geben, wenn Du nicht mehr auf Deine Zeit achtest.
Nimm Dir Zeit, wenn Du noch welche bekommen kannst, wenn genügend da ist. Es gibt Sie doch überall. Aber keiner hat welche. Und nirgends kann man sie sehen oder riechen oder schmecken oder hören. Es müsste doch ein Zeitkaufhaus geben. Es gibt für alles ein Kaufhaus. Zumindest wenn genügend davon da ist. Irgendeiner will immer Geld damit verdienen. Also wo ist dieses Kaufhaus? In welcher Straße steht es?
Du Dummchen, Zeit ist einfach da. Es gibt kein Kaufhaus. Höchstens ein Lebenszeitkonto. Da kommst Du aber nicht ran, wenn es nicht Dir gehört. Und wenn es Dir gehört kannst Du nur abheben, abheben, abheben…, bis es leer ist.
Aber wer produziert die Zeit? Wer ist der Konstrukteur der Zeit? Wer hat sie erfunden und wo baut er sie? Vielleicht kann er ja die Produktion steigern, das Band ein bisschen schneller laufen lassen und mehr Zeit in der gleichen Zeit produzieren. Dann bliebe für alle etwas mehr übrig.
Dann könnten wir ihn feiern- da seht nur der Zeitbeschleuniger, der Mehr-Zeitmacher, hoch soll er leben. Lass das Band noch schneller laufen, immer mehr Zeit, immer schneller, immer mehr, immer schneller, immer schneller, immer mehr, immer schneller, immer schneller, immer mehr, immer …
Stop. Da komm’ ich ja ganz außer Atem. Da muss ich zeitig auf die Bremse treten, sonst verliere ich völlig den Überblick über meine Zeit. Ich weiß gar nicht, wie viel ich noch davon habe. 10 Stück oder 2 Pfund oder 5 Kilometer. Wie schwer oder wie lang ist die Zeit und wie viel hat jeder davon und wie schnell verbraucht er sie? Hast Du noch Zeit? Hast Du noch Zeit für…mich?
Nein, heute habe ich keine Zeit mehr für Dich. Morgen vielleicht, vielleicht morgen, aber sicher ist das nicht, gar nicht sicher, überhaupt gar nicht sicher. Ich kann schließlich nicht meine Zeit von morgen schon heute festlegen. Wer weiß was heute noch alles passiert. Vielleicht habe ich auch erst nächste Woche wieder Zeit für Dich. Das kann gut sein. Ich muss schließlich mit meiner Zeit haushalten, ich brauche sie für wichtige Dinge.
Wieso kann niemand seinen Zeitvorrat genau planen? Warum fehlt uns immer Zeit? Wieso lassen wir uns die Zeit stehlen? Immer wieder kommen diese kleinen Zeiträuber aus ihren Löchern und stehlen uns die Zeit. Manchmal ganz heimlich und hinterhältig.
Haltet den Dieb, den Zeiträuber! Haltet ihn fest. Er hat mir schon wieder meine Zeit gestohlen. Immer dasselbe. Jeden Tag kommt er, jeden Tag. Und er stiehlt mir meine Zeit. Meine kostbare Zeit. Immer das gleiche Theater. Ich kann mich gar nicht wehren. Irgendwann bin ich völlig zeitlos.
Manchmal sind sie auch richtig gemein und wir wehren uns nicht. Wir sagen ihnen noch nicht mal, dass sie uns die Zeit stehlen. Wir sind sogar noch freundlich, wir laden sie ein zu uns zu kommen und unserer Zeit zu stehlen, WIR LADEN SIE EIN, stell dir das vor, WIR LADEN SIE EIN zu uns zu kommen und uns zu bestehlen, UNS, die wir so sehr auf unsere Zeit achten und immer zu wenig bekommen und immer weniger haben. UNS bestiehlt man, so eine Frechheit. WIR lassen uns bestehlen, schöne Trottel sind wir.
Ja kommen sie herein, ich freue mich, ich habe auch nichts Wichtiges vor, nur ein paar Verträge, die bis heute Nachmittag fertig sein …. Ach sie haben auch noch wichtige Dinge zu erledigen, sie fühlen sich nicht so recht…. Ach und dann kommen sie zu mir…ach weil ich immer so freundlich bin und hilfsbereit. Die anderen schicken sie immer weg, ja so eine Frechheit…ich müsste ja auch… ach sie haben sonst niemanden zum Reden. Ja dann bleiben sie halt, ich koch’ uns einen Kaffee. Erzählen Sie ruhig was Sie bedrückt, ich bin immer für Sie da. Nein, das Andere kann warten……Fräulein Müller, ich möchte jetzt nicht gestört werden, meine Zeit wird gebraucht.
Wieso verrinnt die Zeit nur immer so schnell? Wieso können wir die Zeit nicht festhalten? Wahrscheinlich hat die Zeit Flügel oder Beine und sie läuft uns davon, sie rast förmlich davon. Sicher hat sie ein eigenes Auto oder sogar ein Flugzeug, sie fliegt ja öfter. Besonders wenn wir uns wohlfühlen. Sie scheint sich nicht gerne wohl zu fühlen. Sie mag nicht bei mir bleiben, wenn es mir gut geht. Vielleicht reagiert sie allergisch auf wohl fühlen. Sie kriegt Pickel davon oder Fieber.
Wie sieht die Zeit aus? Ist sie blau oder rot? Gelb oder grün?
Nein, schwarz, schwarz ist sie. Ich bin ganz sicher, dass sie schwarz ist. Jedenfalls reden wir so oft von schwarz, wenn es um unsere Zeit geht.
Können wir uns sehen? Hast Du Zeit für mich? Ich muss mit Dir reden.
Nein, ich sehe schwarz für ein Treffen. Ich habe keine Zeit.
Wenn ich mir heute meine Zeit in die Schublade lege und sie nicht benutze, habe ich morgen mehr Zeit? Vermehrt Sie sich? Wie macht sie das dann? Wenn ich genügend Zeit vermehrt habe, kann ich all’ die Dinge tun, wofür ich bisher keine Zeit hatte.
Vielleicht kann ich mir auch ein bisschen Zeit dazu leihen? Vielleicht will mir jemand etwas von seiner Zeit abgeben? Sicher gibt es Menschen, die mir etwas von Ihrer Zeit verkaufen können?
Oh ich habe soviel Zeit und weiß nicht was ich damit anfangen soll? Was soll ich nur die ganze Zeit tun? Das ist ja öde hier, so langweilig. Ich habe alles und brauche mich um nichts zu kümmern. Was ist das nur für ein Leben?
Oder ich kann Zeit sparen? Ja ich spare meine Zeit. Ich spare, wo ich nur kann. Ein bisschen Zeit lässt sich überall einsparen. Und die gesparte Zeit kann ich dann auf ein Konto legen, ein Zeitsparkonto. Die Frage ist nur, ob die Zeit dort auch ordentlich verzinst wird? Und wer hat solch ein Konto, wer gibt mir Zinsen für meine Zeit?
Die Zinszeit wird dann wieder angelegt und verzinst und verzinst und verzinst und verzinst …
Und am Ende meines Lebens habe ich dann soviel Zeit, dass ich endlich meine Träume leben kann, endlich leben, leben, leben …
Aber Du hast doch alle Zeit dieser Welt, Zeit ist Geld und Geld ist genügend da, also was willst Du mehr?
Aber vielleicht wird die Zeit auch schlecht, wenn man sie zu lange spart und aufbewahrt? Schlechte Zeiten können einem ganz schön auf den Geist gehen und uns lähmen. Oh Gott, womöglich wird die gesparte Zeit auch von Parasiten befallen und bis auf die letzte Sekunde aufgefressen oder schimmelt so vor sich hin.
Übrig bleiben dann nur noch die Skelette der Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit. Die Überreste verlorener Zeiten, untergegangener Zeiten.
Tik, Tak, Tik, Tak,
die Zeit vergeht, die Zeit wird knapp.
Tik, Tak, Tik, Tak
wo man steht, nimmt’s Leben ab.
Aber der Geist der Zeit lebt doch weiter? Der Zeitgeist ist überall, er weht durch die Jahrhunderte, Jahrtausende, immer in einem neuen Outfit. Er wandelt sich, er passt sich an, er rebelliert und er lebt von der Zeit. Er durchdringt alles und ist nicht fassbar.
Huhuu, ich erscheine Dir in Deinen Träumen. Die Zeit bleibt stehen, Du bist gefangen in meiner Zeit. Du hast keine Kontrolle mehr über die Zeit. Du bist in meiner Welt. Hier gelten meine Gesetze.
Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak,
Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak,
Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak,
Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak, Tik, Tak
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